Video Installation, Format: 16:9, Lenght: 8 Min.
concept and realisation l Barbara Lubich
with I Vazeh Mustafa, Ulf Engert, Nazanin Zandi, Emily Yabe, Aline Khouri.
A contribuition to the Exhibition I Racism. The Invention of Human Races I Rassismus Die Erfindung von Menschenrassen“
Curator I Susanne Wernsing
Video curators I Mo Asumang, John Kantara, Barbara Lubich
Exhibition at Deutsche Hygiene Museum Dresden 19.05.2018 – 6.01.2019
In meinem Film üben Menschen verschiedene Tätigkeiten aus und werden dabei in jeweils drei Einstellungen gezeigt. Die Einblendung möglicher biografischer Angaben beendet jede von ihnen. Gehören Lebenslauf und Bild zusammen oder nicht? Diese Frage bleibt für die Zuschauer*innen zunächst offen. Die drei Einstellungen zeigen drei mögliche Biografien der jeweiligen Person. Nur eine Version entspricht der Wirklichkeit zu 100 Prozent.
Ich möchte dem Publikum eine spielerische Konfrontation mit den eigenen Erwartungen und Vorurteilen ermöglichen: „Haben Sie die richtige Biografie erraten? Oder waren Sie Opfer Ihrer eher traditionellen Sehgewohnheiten?“ In der letzten Minute des Films wird das Rätsel „Wer ist wer?“ aufgelöst.
__________________________________________________________________________________
Kreativität hat keine Heimat. Sie ist Ausdruck einer Menschheit in ständiger Bewegung und Veränderung. Und doch: Wenn eine Schwarze Ballerina, ein weißer B-Boy oder eine asiatische Violinistin die Bühne betreten, wenn eine Schwarze Schauspielerin einen Oscar gewinnt oder ein Schwarzer Germanistikstudent Bertolt Brecht rezitiert, wird diese Tatsache oft als „Aneignung von Kultur“ tituliert. Ich bezeichne solche Auftritte als „Sternstunden der Menschheit“. Der oder die Einzelne behauptet sich und führt hier die ungeschriebenen Regeln des Miteinanders vor Augen. Der Umgang mit und die „Bewertung“ des „äußeren Anders-Seins“, der Hautfarbe sind kulturell geprägt. Durch veränderte Sehgewohnheiten können bisherige Rollenerwartungen an „den Anderen“ überschrieben und neu definiert werden.
Kulturprodukte menschlicher Tätigkeit interessieren mich vor allem dann, wenn sie sich eindeutigen Zuschreibungen entziehen (wie Nation, Gender, Hochkultur, Pop). Noch mehr interessieren mich die Menschen. Es gibt Menschen, die in ihren Biografien und in dem, was sie tun, die Trennung zwischen dem Fremden und dem Eigenen aushebeln. Sie sind keine Ausnahmeerscheinungen, sondern nur offensichtliche Beispiele für eine ganz normale Hybridität unserer Gesellschaft.
Ob dank spektakulärer oder alltäglicher Beispiele – jeder und jede erlebt hin und wieder die „Willkür“ des eigenen Blicks. Der Blick bestimmt, was das Eigene des Gegenübers ist. Die Definition des Eigenen liegt nicht immer in eigener Hand. Das erfahren wir insbesondere, wenn wir in der Position des Gegenübers sind. Innerhalb eines solch paradoxen Verhältnisses von Eigenem und Fremdem ist es seltsam, den Anspruch zu erheben, Fremdheit bestimmen zu können. Und doch tun wir das. In welche Schubladen stecken wir „den Anderen“? Und was tun wir, wenn wir uns dabei ertappt fühlen?
Irren ist menschlich. Die Frage ist nur, was kommt nach dem Sich-Irren? Eine Möglichkeit wäre es, wenn einem in solchen Situationen spontan ein „reflexives“ Lächeln über die Lippen käme: über sich selbst. Die eigene Fehlbarkeit würde so zu einem offeneren, unverkrampften Umgang miteinander beitragen.